Fazil Say: Mozart, Chopin, Say - Tonhalle, Zürich, 19. April 2016

WOLFGANG AMADEUS MOZART
Klaviersonate Nr. 12 F-Dur KV 332
Klaviersonate Nr. 18 D-Dur KV 576
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FRÉDÉRIC CHOPIN
Nocturne b-Moll op. 9 Nr. 1
Nocturne Es-Dur op. 9 Nr. 2
Nocturne H-Dur op. 9 Nr. 3
Nocturne Nr. 20 cis-Moll op. posthum
Nocturne fis-Moll op. 48 Nr. 2
Nocturne g-Moll op. 37 Nr. 1
Nocturne H-Dur op. 32 Nr. 1

Zugaben: FAZIL SAY

Fazil Say Klavier

Nur ein paar lose Gedanken: KV 332 begann zunächst ziemlich trocken - so auch Says Auftreten am ganzen Abend: zügig zum Flügel, kurzer Knicks, hinsetzen und losspielen noch bevor der letzte Applaus ganz verhallt ist. Doch bald begann die Musik lebendig zu werden, Say spielte mit dem Tempo, mit der Dynamik - und das steuerte unweigerlich auf den Moment zu, wo man sich fragt: ist das jetzt Mozart oder Say? Nicht dass mir an der Klärung dieser Frage viel gelegen wäre, aber der Zugriff schien mir sehr persönlich und letzten Endes wohl nicht immer gänzlich nachvollziehbar. Ähnlich ging es weiter mit KV 576, diesmal ohne trockenen Beginn sondern gleich in medias res.

Nach der Pause dann Chopin, und da gelangen Say, so fand ich, immer wieder bezaubernde, ja berückende Momente. Ob er dem Programm genau folgte, vermag ich nicht zu sagen, ich kenne die Nocturnes nicht einzeln, auch wenn sie mir als Werkkorpus ziemlich vertraut sind. Das war alles ziemlich kompakt (zweimal 35 Minuten, der zweite Block ev. etwas länger?) und man wunderte sich mal wieder über die Notwendigkeit der Pause (die hat wohl rein ökonomische und ev. geriatrische Gründe). Anyway, es folgte ein dritter, kürzerer Block mit Zugaben, Eigenkompositionen von Say wohl, von denen wenigstens die mittlere mit ihren simplen süffigen Changes (die vage an die Melodie von "M.A.S.H.", aka "Suicide Is Painless" erinnern) mir vertraut vorkam, wohl einst am Radio gehört bei einem anderen Say-Konzert. Das Publikum war sehr gemischt, es schienen auch ziemlich viele türkischstämmige Leute anwesend zu sein, nach der ersten Zugabe erhoben sich manche, nach der zweiten etwas mehr, bei der dritten Griff Say dann ins innere des Flügels (hübsch, aber pardon, aus dem Jazz kennt man da so viel mehr und Interessanteres) - und damit hatte er dann seine Standing Ovation ... eine letzte Verbeugung und exit.

Fällt mir schwer ein Fazit zu ziehen, ich war auch zu müde an dem Abend, um an ein Konzert zu gehen, hatte aber eine ordentlich teure Karte (auf dem Podium in der linken Ecke, konnte halbwegs auf die Hände sehen, der Klang war erstaunlich gut und die Nähe zum Geschehen ist schon etwas, was ich schätze) und wollte auch hingehen ... aber insgesamt war das etwas zwiespältig, Chopin das Highlight, die Zugaben für mich dann eher etwas überflüssig, aber es sei ihm unbenommen, seine eigenen Sachen zu spielen, an sich finde ich das ja durchaus unterstützenswert, bloss waren die drei Stücke nicht wirklich mein Fall.

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