Georg Friedrich Händel: Alcina - 4. Januar 2017, Opernhaus Zürich (Antonini, Loy)

Musikalische Leitung – Giovanni Antonini
Inszenierung – Christof Loy
Bühne – Johannes Leiacker
Kostüme – Ursula Renzenbrink
Lichtgestaltung – Bernd Purkrabek
Choreografie – Thomas Wilhelm
Dramaturgie – Kathrin Brunner

Alcina – Cecilia Bartoli
Ruggiero – Philippe Jaroussky
Morgana – Julie Fuchs
Bradamante – Varduhi Abrahamyan
Oronte – Fabio Trümpy
Melisso – Krzysztof Baczyk
Cupido – Barbara Goodman

Orchestra La Scintilla
Statistenverein am Opernhaus Zürich

Gestern in der Oper … extra länger geschlafen und kürzer gearbeitet, um zwischen 19 und 23 Uhr nicht wegzudösen (es gab leider zwei überlange Pausen, musste jeweils auch umgebaut werden, die ganze Vorstellung dauert daher wirklich fast genau vier Stunden). Erneut war La Scintilla zu hören, das Spezialisten-Ensemble für alte Musik, mit dem Bartoli auch schon aufgenommen hat (auf meinen Stapeln liegt die BluRay von Rossinis „Otello“ mit Bartoli). Es leistete unter Giovanni Antoninis Leitung einmal mehr ganze Arbeit, und der Dirigent griff für eine Passage (bzw. Begleitung einer Arie) im zweiten Akt auch mal noch selbst zur Blockflöte.

Die Inszenierung – im „Bauch“ eines Barocktheaters – kam mir etwas unmotiviert aber überaus stimmig vor, es gab ein paar Statisten mit Tiermasken, die auf der Bühne herumlagen, einen „Lift“ (der natürlich von der anderen Seite – das Publikum sass quasi hinter der Bühne – dazu diente, die Schauspieler im Boden zu versenken), es gab eine obere und untere Ebene (Bühne bzw. Untergrund), am Ende versank die böse Zauberin, als ihr Bann gebrochen, mittels des erwähnten Liftes im Bühnenboden, aber bis dahin hatte das Bühnenbild gedreht und das war dann fürs echte Publikum gedacht – ein paar Stroboskop-Blitze gab es frei Haus dazu. Doch die Figurenführung war effektiv und die Spannung wurde über die volle Länge fast immer gehalten.

Die Hauptsache aber – selbstverständlich – der Gesang. Cecilia Bartoli in der Titelrolle war durchaus eindrücklich, vor allem wie sie auch enorm leise singen und die Spannung perfekt halten konnte. Philippe Jaroussky als Ruggiero war insgesamt für mein Empfinden eher noch eindrücklicher – sein Gesang bis ins letzte Detail perfekt, ohne darob die Lebendigkeit des Vortrages zu vergessen oder einfach nur in Schönklang zu versinken. Die Morgana von Julie Fuchs war ebenfalls erstklassig; wie Bartoli war sie schon bei der ersten Aufführung dieser Inszenierung vor zwei, drei Jahren mit dabei, statt Jaroussky sang damals Malena Ernman – ich kenne sie nicht gut, bin aber doch sehr froh, Jaroussky bei seinem überzeugenden Debut an der Oper in Zürich gehört zu haben, überdies bietet das Stück ja eh schon genügend Verwirrungspotential mit Bradamante/Ricciardo. Diese wurde sehr überzeugend von Varduhi Abrahamyan gesungen (auch aus der Erstaufführung dabei, wie übrigens auch Giovanni Antonini, der Mann am Pult) – mit einem dunklen aber überaus warmen Alt.

Nicht zu verachten waren auch die Tanzeinlagen. Ein sechsköpfiges Ensemble von Tänzern gab es zuerst während des mittleren Teils der Ouvertüre und dann erneut – und ausgiebig – im dritten Akt zu bewundern. Witzig auch der Einfall mit dem nicht mehr ganz taufrischen Cupido, der immer wieder auftaucht (auch als Referenz im Text), stumm verkörpert von der Tänzerin Barbara Goodman. Ein paar Chor-Extras gab es im dritten Akt auch noch, da und dort ein paar Statisten, und natürlich die beiden ebenfalls solide gesungenen kleineren männlichen Rollen des Oronte (Fabio Trümpy) und des Melisso (Krzysztof Baczyk).

Zumindest in jüngerer Zeit, wenn nicht überhaupt, war das meine erste opera seria auf der Bühne – natürlich kann man die Reihung von Nummern langweilig finden, aber was Händel sich da alles an Melodien einfallen liess, ist wirklich beeindruckend, und wenn das mit einem so tollen Sänger_innen-Ensemble und in einer durchaus brauchbaren Inszenierung aufgeführt wird, dann vergisst man den Nummern-Revue-Charakter leicht und es entsteht durchaus ansprechendes Theater.

Auf jeden Fall ein fabelhafter musikalischer Auftakt ins neue Jahr, keine Frage!

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