Trio Z.A.H. (Omri Ziegele-Ray Anderson-Gerry Hemingway) - Zürich, 10. November 2014

Legendär! Ein Wohnzimmer, ein Nebenzimmer, ein Gang und überall, wo man sich noch reinquetschen konnte, stand und sass das Publikum, um einem Trio von Musikern zu lauschen, das sofort mit höchster Konzentration zur Sache ging.

Ray Anderson, der Obernerd, der auch einer der besten Posaunisten aller Zeiten ist, einer der witzigsten, spielfreudigsten Musiker des Jazz, und den alternden - oder sagen wir: reifenden - Posterboy Gerry Hemingway im Wohnzimmer zu hören, ist schon eine spezielle Sache! Dazu stiess Omri Ziegele (Altsaxophon und bad lyrics), ein lokaler, sehr umtriebiger Musiker. Er ist kein Mann der Zwischentöne, sein Spiel ruppig und kantig, mit grossem Ton, seine spoken words spontan aus dem Augenblick heraus hingeschmettert. In anderem Kontext fand ich ihn schon richtiggehend störend, aber dieses Mal passte für mich alles zusammen.

Hemingway bot auf einem kleinen Kit eine immense Bandbreite von Second Line Grooves über Swing, der eine ganze Big Band vor sich herpeitschen könnte, bis hin zum freien, rein klanglichen Spiel. Und Anderson ... schlicht unglaublich, der Mann! Ihn hatte ich noch nie live gesehen, umso toller, drei Meter vor ihm zu sitzen und ein langes, intensives Set in so intimem Rahmen zu hören. Was er klanglich aus dem Instrument herausholt, mit Dämpfern, mit Zirkuläratmung, mit Summen etc., das allein ist schon beeindruckend. Dazu kommt eine Art Akzeleration, mit der er sein Spiel verdichtet, ja beinah überlädt, bis kurz vor dem Bersten - und das alles stets mit einem Witz, mal leiser, mal lauter, aus den rohen Klangkaskaden direkt in die Tailgate-Posaune und zurück, alles nahtlos und bruchlos, aus einem Guss ... wirklich beeindruckend!

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