Trixie Whitley - Blueballs, Luzern, 24. Juli 2013

Am Mittwochabend verzauberte Trixie Whitley ein grosses Publikum mit ihrem Konzert im Pavillon in Luzern, einer der kleinen Bühnen des Blueballs-Festival. An einem wundervollen Sommerabend am See spielte zuerst Sol Ruiz eine für mein Gefühl etwas zu einfache Musik, die immer nach dem gleichen Schema funktionierte und in ihrer Mischung aus Funk, Punk und Rap sowie einer Prise Canzoni zwar Spass machte aber wenig ergiebig war (ich hörte davon etwa die letzten zwanzig Minuten).

Die äusserst zierliche Trixie Whitley stakste auf hohen roten Keilschuhen, ganz in schwarz, auf die Bühne, griff sich eine ihrer Gitarren - da stand überhaupt ein Sammelsurium schöner alter Fendergitarren herum, dazu ein Fender Bass und ein Wurlitzer E-Piano - und legte los: karge Riffs, mit der ganzen Hand auf die Gitarre geschlagen und dann die Stimme, die schon in den ersten Takten in den Bann zog. Ihre Band bestand aus einem Gitarristen, einem Bassisten und einem Drummer, Whitley selbst hatte drei Gitarren dabei (eine akustisch) und setzt sich für ein paar Songs hinter das Wurli mit seinem geilen Sound.

Das Konzert wurde unglaublich intensiv und nach einer Dreiviertelstunde kochte das Publikum auf dem offenen Platz vor dem kleinen Betonpavillon. Die Musik war - wie ich mir erhofft hatte - viel intensiver, als sie es auf Platte je sein könnte. Die Rhythmiker machten einen phantastischen Job (der Bassist übrigens mit einem Gips um den rechten Unterarm, nur Zeige- und Mittelfinger waren betriebstüchtig, aber das hielt ihn nicht zurück), der Gitarrist war mir streckenweise etwas zu sehr in simplen Rock-Klischees verfangen, aber insgesamt vermochte auch er zu überzeugen. Whitley selbst steuerte oft die brachialen Riffs bei, die ihren einstigen Lehrmeister Daniel Lanois verrieten. Lanois' Einfluss schien mir auch beim Sound der Band überhaupt anzuklingen - die Feinarbeit, die die Rhythmusgruppe immer wieder verrichtete, war aussergewöhnlich (auch wenn Brady Blade nochmal ein anderes Kaliber ist, ganz klar).

Aber im Zentrum stand Whitley mit ihrer so verletzlichen und zugleich so starken, voluminösen Stimme (umso erstaunlicher, bei einer so zarten Person) - ich muss da fast an den berühmten cry der Jazzmusiker denken. Das Konzert dauerte lange, endete mit drei Zugaben, von denen die zweite ein Song war, den die Gruppe noch nie gespielt hatte - was aber gar kein Problem war. Die letzte Zugabe war dann wieder Whitley allein, sie brauchte mehrere Anläufe, die Gitarre verstimmte sich immer wieder (kein Wunder, so wie sie sie traktierte ... eine gerissene Saite gab's zwischendurch auch mal noch ... wie Fingernägel sowas überleben können grenzt jedenfalls an ein Wunder) und sie entschuldigte sich beim Publikum, mit dem sie sich schon zuvor gut unterhalten hatte - es war das letzte Konzert vor einer kleineren Pause und die Band hatte sichtlich selbst Spass am Geschehen. Ein begeisterndes Konzert und eine grossartige Künstlerin, von der wir hoffentlich noch einiges zu hören kriegen werden!

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